Die Aqida bzw. der Glaubensinhalt, Credo oder Symbolum ist eine Art dogmatische Lehre bei Sunniten und stellt eine Art erweitertes Glaubensbekenntnis [schahada] dar. Sie stellt eine Art sunnitisches Gegenstück zum Stamm der Religion [usul-ad-din] bei den Schiiten dar.
Die Darstellungen sind historisch bedingt nicht immer einheitlich aber im Wesentlichen setzt sich die Aqida heute aus sechs Hauptaspekten zusammen:
1. Glaube an ALLAH [الإيمان بالله]
2. Glaube an Engel [الإيمان بالملائك]
3. Glaube an Gesandte [الإيمان بالرسل]
4. Glaube an Offenbarungsschriften [الإيمان بالكتب السماوية]
5. Glaube an Tag der Auferstehung bzw. jüngsten Tag [الإيمان باليوم الآخ]
6. Glaube an Bestimmung und Schicksal [الإيمان باليوم الآخ]
Während die Begriffe selbst bei allen Muslimen gleichermaßen anerkannt sind, gibt es Unterschiede in der Interpretation und Verständnis.
Einer der ersten, der eine von der Lehre der Zwölf Imame (a.) abweichende Art Aqida schriftlich festgelegt hatte, war Abu Hanifa bzw. seine Schüler in dem Werk "Großes Rechtwissenschaftswerk" [fikh akbar]. Die darin festgelegte Aqida enthielt allerdings zehn Glaubensgrundsätze, die später von anderen Gelehrten erweitert wurden und kaum etwas mit dem zu tun haben, was heute als Aqida angesehen wird. Sie richteten sich vor allem gegen andere Strömungen seiner Zeit. Die zehn Abu Hanifa zugeschriebenen Grundsätze lauteten:
1. Wir betrachten keinen als Ungläubigen [kafir] lediglich aufgrund seiner Sünde, und wir sprechen solch einem nicht seinen Glauben ab.
2. Wir gebieten das Gute und verwehren das Schlechte.
3. Was dir zustößt, könnte dich nicht verfehlt haben, und was dich verfehlt, könnte dir nicht zugestoßen sein.
4. Wir verleugnen keinen der Gefährten des Gesandten ALLAHs, aber wir folgen auch keinem ausschließlich.
5. Wir überlassen die Frage von Uthman und Ali einzig ALLAH, der die Geheimnisse der verborgenen Dinge kennt.
6. Verständnis in Sachen Religion ist besser als Verständnis in Sachen von Wissenschaft und Recht.
7. Meinungsverschiedenheit in der Gemeinde ist ein Zeichen der Barmherzigkeit ALLAHs.
8. Wer alles glaubt, was zu glauben geboten ist, aber sagt: "Ich weiß nicht ob Moses (a.) und Jesus (a.) zu den Gesandten gehören", ist ein Ungläubiger [kafir].
9. Wer das sagt: "Ich weiß nicht ob ALLAH in den Himmeln oder auf Erden [ardh] ist" ist ein Ungläubiger [kafir].
10. Wer da sagt: "Ich kenne nicht die Strafe im Grabe", gehört zu der Sekte der Dschahmiten, die zugrunde gehen wird.
Obwohl kaum eine dieser Grundsätze heute noch bei Hanefiten bekannt sind, prägen viele von ihnen sunnitische Glaubensvorstellungen. Ahmad ibn Hanbal hat jene Grundsätze auf 27 erweitert.
Die manchmal erfolgte Frage unter Muslimen, welcher Aqida man folge, bezieht sich auf die Rechtsschule.